Kleine dinge groß Rausbingen
Wie nah ist eigentlich nah genug in der Makrofotografie? Die Frage lässt sich schwer beantworten. Als ich anfing, habe ich ein paar Pflanzen groß ins Bild gerückt: Junge Blätter eines Ahornbaumes. Im Hintergrund erkennt man einen Waldweg. „Schön“, dachte ich: „Man sieht das frische Grün ja wirklich gut.“
Das Bild gefällt mir immer noch gut. Heute weiß ich aber: Man kann noch viel näher an die Blätter ran. Dazu braucht man nicht einmal eine teure Kamera-Ausrüstung. Wer Lust hat und neugierig ist, kann sogar mit dem Smartphone starten, falls die Kamera im Telefon eine Makrofunktion hat.
Aber die Grenzen sind schnell erreicht. Bildschärfe und Abbildungsgröße sind begrenzt. Zum Teil liegt das daran, dass die Smartphone-Kameras nur sehr kleine Sensoren haben. Außerdem fehlt ihnen eine richtige Blende.
Ich verwende ganz traditionelle Spiegelreflexkameras. Damit kann man deutlich mehr erreichen. Richtig gestaunt habe ich, als ich zum ersten Mal einen Zwischenring zwischen Kamera und Objektiv schraubte. Ich fotografierte das Blatt einer Pflanze. Auf dem Bild konnte ich sogar erkennen, dass am Rand des Blattes winzige Härchen wuchsen. Es war, als hätte ich durch eine Lupe auf das Blatt geblickt.
Zwischenringe sind eine einfache, preiswerte und praktische Lösung. Man schraubt sie zwischen Kameragehäuse und Objektiv. Achten muss man darauf, dass sie zum Kameratyp passen. Außerdem sollte man automatische Zwischenringe nehmen, weil man sonst den Autofokus nicht mehr nutzen kann. Die Abbildungsleistung ist nicht ganz so gut, wie bei einem Makroobjektiv, aber dafür investiert man auch nur einen Bruchteil des Geldes. Ein gutes Argument, wie ich finde.
Experimentieren und üben
Ganz wichtig: Das Fotografieren mit den Zwischenringen muss man üben. Es ist wirklich schwierig, auf das Zielobjekt richtig scharfzustellen. Es hilft, die Blende weit zu schließen. Dann braucht man aber mehr Licht und entsprechend längere Belichtungszeiten.
Damit steigt die Gefahr, das Bild zu verwackeln. Ein Stativ ist dann hilfreich. Wenn man nah am Boden fotografiert, kann man auch einen Bohnensack verwenden. Ich nutze statt dessen einfach einen Beutel mit Vogelfutter. Wichtig ist, dass man die Kamera so darauf platziert, dass sie sicher ruht und beim Auslösen nicht mehr verrutscht. Anfangs habe ich mit einem Beutel mit leichten Styroporkugeln experimentiert. Der ließ sich leichter im Rucksack tragen, aber fürs Fotografieren war er nicht stabil genug.
Mein Tipp Nummer eins: ausprobieren. Für mich ist Makrofotografie ein Spiel mit immer neuen Möglichkeiten, bei dem es sich auch lohnt zu improvisieren. Das einzelne Bild rückt dabei wieder mehr in den Mittelpunkt. Es entsteht oft in einem fast meditativen Prozess, bei dem ich alles um mich herum vergesse. Viel entspannender kann ein Hobby kaum sein.
Für mich ist Makrofotografie eines der spannendsten Themen, auf die ich beim Umgang mit der Kamera gestoßen bin. Ich versuche, mir das Stück für Stück zu erarbeiten und nehme Sie gerne mit auf meine Entdeckungsreise.
In den Foto-Stories unterscheide ich dabei gewöhnlich nicht zwischen den Begriffen Nah- und Makrofotografie. Viele Fachleute tun das. Als Makrofotografie gilt dabei alles, was einen Abbildungsfaktor von 1:1 oder noch mehr hat. Das bedeutet, das fotografierte Objekt ist auf dem Sensor mindestens so groß abgebildet, wie es in der Realität ist. Ich meine, in der Praxis ist es wichtig, interessante Perspektiven zu entwickeln und viele Details so scharf wie möglich abzubilden. Darum, wie das gelingen kann, soll es hier gehen. Viel Spaß beim Lesen und selbst ausprobieren.
Ich freue mich über konstruktive Kommentare.
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Jürgen (Dienstag, 18 April 2023 07:31)
Jetzt bekomme ich tatsächlich auch Lust, mal wieder zu fotografieren. Ein Tipp, den ich noch kenne. Die Aufnahme zeitverzögert machen, dann verwackelt nichts, wenn der Auslöser gedrückt wird.