Pink und Anthrazit sind die Farben, mit denen Corinna Werner im Internet auffällt. Ein eigenes Design-Konzept dominiert die Präsentationen der Wolfenbüttelerin auf Instagram, Facebook und YouTube. Alles ist professionell gestaltet. Die gelernte Physiotherapeutin gibt als Fitness-Expertin gestressten Büro-Arbeitern und anderen Interessierten Tipps, wie sie im Alltag etwas für ihre Gesundheit tun können und promotet Nahrungsergänzungsmittel. Einige ihrer Ratschläge kann man gratis online sehen. Wer intensiver betreut werden will, muss hingegen ein Coaching oder einen Workshop buchen.
Die Fitness-Expertin trifft ihre Kunden nicht mehr nach Feierabend in Sporthallen und Gymnastikräumen. Ihr Betätigungsfeld ist das Internet. Statt mit Gymnastikmatten und Fitness-Bändern arbeitet sie mit Smartphone und Notebook.
Die Corona-Einschränkungen mit Homeoffice und Lockdowns seit 2020 spielten ihr in die Karten. Den Grundstein für ihr internetbasiertes Geschäftsmodell legte die Fitness-Expertin allerdings bereits viel früher. Kurz nachdem sie 2006 eine eigene Praxis für Physiotherapie eröffnet hatte, stellte sie bereits eine eigene Homepage ins Internet, um dort für sich zu werben. „Ich wollte unbedingt eine Homepage haben“, erzählt sie und erinnert sich: „Ich fand das cool. Mir gab das ein besonderes Gefühl: Jetzt bin ich groß und stehe auf eigenen Beinen.“
Einen großen Schritt Richtung Internet habe sie gemacht, als sie 2016/17 die Gelegenheit bekam, Videos zum Thema Gesundheit für das Unternehmen Aldi Süd zu drehen, erzählt die Geschäftsfrau: „Videos drehen ist echt cool. Bei mir entstand der Traum, einen eigenen YouTube-Kanal zu haben.“
Bevor es soweit war, habe sie aber an ihren fachlichen Kompetenzen gearbeitet. Weiterbildungen im Bereich Ernährungsberatung und modaler Stressberatung standen auf dem Programm. Sie absolvierte ein Studium in Gesundheitspsychologie und qualifizierte sich als Gesundheits- und Sozialmanagerin.
„Aus alle dem habe ich dann ein Zwölf-Wochen-Coaching-Programm gestrickt“, erzählt sie und Stolz schwingt deutlich in der Stimme mit, wenn sie das erzählt.
Ihre Kunden habe sie ganz normal von Angesicht zu Angesicht getroffen. Meist sei sie im norddeutschen Raum tätig gewesen. Ein paar Versuche, virtuelle Coachings im Internet anzubieten seien hingegen gescheitert. Virtuelle Konferenzplattformen wie Zoom oder Skype seien zu unbekannt gewesen. Fast niemand habe damit arbeiten können, erinnert sie sich. Aber dann kam Corona.
„Als der erste Lockdown begann, habe ich gedacht, jetzt habe ich vier Wochen Pause“, erinnert sie sich. Aber dann habe sie die Gelegenheit ergriffen, einen YouTube-Kanal eröffnet und ihr gesamtes Angebot online gestellt.
Dafür habe sie mit einer professionellen Agentur zusammengearbeitet, die ihr alle technischen Aufgaben abgenommen habe. „Ich stand nur vor der Kamera und habe geredet.“
Die Corona-Krise habe ihr den Durchbruch im Internet gebracht, ist Corinna Werner sicher. 2020 habe sie ihre Workshops und Coachings fast nur noch online abgehalten. In den Unternehmen habe man gelernt, mit den notwendigen Werkzeugen umzugehen. Ab dem Sommer sei die Nachfrage deutlich gestiegen und 2021 noch weiter gewachsen. „Sicher bin ich eine Gewinnerin der Corona-Krise, aber ich konnte die akuten Probleme aufgreifen und Lösungen anbieten“, sagt Corinna Werner rückblickend. Aktuell treffe sie ihre Kunden vor allem im Netz. Werner: „Viele von ihnen habe ich nie live gesehen.“
Verändert hat das Internet auch ihre eigene Art zu arbeiten. Seit kurzem hat sie ihr Büro vollständig aufgelöst. Es gibt nur noch einen Raum zum Wohnen und Arbeiten. Viel Platz nimmt dort ein großes Sofa ein. Auf ihm sitzt Corinna Werner zwischen pinkfarbenen Kissen und versorgt ihre Kunden per Smartphone mit Informationen zum Thema Gesundheit. Für die Videoschaltungen zu Workshops nutzt sie einen Laptop-Computer an einem kleinen Stehpult. „Man soll sowieso nicht so viel sitzen während der Arbeit“, sagt sie lächelnd.
Und bei aller Freiheit nimmt die Arbeit reichlich von Corinna Werners Zeit in Anspruch. 12 bis 15 Stunden seien es täglich, sagt sie: „Aber vieles davon kommt mir nicht wie Arbeit vor. Ich rede mit Menschen, ich erzähle, wie ich esse, trinke, Sport treibe und mit Stress umgehe. Das macht mir Spaß – und dafür bekomme ich Geld.
Quelle: Braunschweiger Zeitung online: 13. 6. 2022