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Unterwegs rund um den Oderteich im Harz

Blick in ein Tal mit einem See. Große Bäume stehen am Ufer. Es gibt auch abgestorbene Bäume. Im Hintergrund sieht man einen Berg des Mittelgebirges Harz.Harzes.
Blick von der Nordseite auf das Tal des Oderteichs. Abgestorbene alte und junge neue Bäume zeugen vom Wandel in der Natur. Foto: Kai-Uwe Ruf

Mit Laufschuhen Zwischen geschichte und Naturwald

Ein See im Harz schimmert blau in der Sonne. Er ist teilweise  von Wald umgeben. Viele der alten Bäume sind abgestorben.
Blau schimmert das Wasser des Oderteichs in der Sommersonne. Im Hintergrund sieht man den Wald des Nationalparks im Wandel. Foto: Kai-Uwe Ruf

Rund um den Oderteich im Harz wollten wir laufen. Das war zumindest der Plan. Eine überschaubare Trailrunning-Runde. Sechs bis sieben Kilometer insgesamt, wenn man am Parkplatz in Oderbrück startet.

Dann kam es aber anders als geplant. Gut war es trotzdem. Die Runde um die Talsperre durch die Natur mit viel historischem Flair hat einiges zu bieten. Für eine Joggingtour eignet sie sich aber nicht wirklich. Zu viele Passagen sind mit Wurzeln übersät oder mit großen Steinen verblockt. Besonders das Stück auf der Ostseite über einen Teil des Harzer Hexenstiegs erfordert schon beim Wandern volle Aufmerksamkeit, wenn man die Schritte sicher setzen möchte. Und auch auf der Westseite kommt man nur schlecht ins Laufen. Um so mehr Freude hat man, wenn man sich von der Sportidee verabschiedet und die ganze Aufmerksamkeit der Umgebung widmet.

Und so haben wir es dann gemacht: wenig laufen, viel wandern, viel gucken, eine Menge Neues erfahren und dazu auch noch ein wenig naschen.

Mit dem Naschen fing es an. Wir waren noch keinen Kilometer unterwegs, vom Parkplatz hinunter zum Zulauf des Oderteichs, da stoppte Gudrun schon, zeigte auf die Büsche links am Wegrand und rief: „Schau mal die Blaubeeren.“ Wir pflückten einige, fruchtig süß schmeckten sie, und liefen weiter.

Unten, dort wo der Rotenbeek schon fast in den Oderteich übergeht, stoppten wir schon wieder. Eine Infotafel des Nationalparks macht deutlich, wie wichtig der Teich in der Industriegeschichte des Harzes war: Der Oderteich ist Weltkulturerbe. Einst war er die größte Talsperre Deutschlands, erfährt man. Heute blickt man auf einen vergleichsweise kleinen See. Der Wanderweg außen rum ist lediglich 4,5 Kilometer lang.

Errichtet wurde die Talsperre im 18. Jahrhundert, zwischen 1715 und 1722, verrät eine Informationsbroschüre des Nationalparks Harz, die man im Internet findet. Zusammen mit dem Rehberger Graben versorgte der Oderteich damals die Bergwerke in St. Andreasberg mit Wasser.

Und das ist einer der Gründe, warum eine Tour um den Teich so interessant ist. Entlang der Strecke gibt es zahlreiche Info-Tafeln, die die Geschichte erklären. Wer sich Zeit nimmt, liest, dass die Bergleute unter anderem einen 14 Meter tiefen Schacht bauten, um Wasser entnehmen zu können, und dass sie Eichenstämme für Rohre aus dem Herzberger Forst herantransportierten.

An der Südseite, nahe der Staumauer, sieht man eine Reihe von Steinsäulen. Ein Schild erklärt: Die Granit-Obelisken sollten während der Schneeschmelze die Eisdecke brechen und so Schäden an den Ausflutöffnungen verhindern. Die Granitsteine ersetzen offenbar frühere Holzkonstruktionen.

  

Auf dem Weg um den See kann man die Natur im Wandel erleben

Abgestorbene Bäume stehen am Ufer des Oderteichs. Der Wasserstand des Sees ist niedrig.
Abgestorbene Bäume stehen am Ufer des Oderteichs. Der Wasserstand des Sees ist niedrig. Foto: Kai-Uwe Ruf

Neben dem Ausflug in die Bergbaugeschichte bietet eine Tour um den Oderteich aber auch Einblicke in einen spannenden Wandel in der Natur. Die Flächen um den See befinden sich mitten im Wandel vom Wirtschaftswald zum Naturwald. Auf den ersten Blick sieht das manchmal noch erschreckend aus. Als wir oben beim Zufluss des Rotenbeeks stehen und auf den See blicken, sehen wir viele abgestorbene Fichten. Abgebrochene Baumstämme ragen himmelwärts. Der Nationalpark informiert mit Broschüren über das Vorhaben und stellt die Vorteile heraus. Der Wald sei nicht tot. Der ungewohnte Anblick sei lediglich eine Zwischenstufe auf dem Weg zu einer neuen Wildnis. Die Natur könne sich besser entfalten als früher, es gebe in der Folge mehr Tier- und Pflanzenarten. Die abgestorbenen Bäume seien Nahrungsquelle für viele Lebewesen, Pilze, Insekten und Mikroorganismen. Trotzdem irritiert mich der Anblick immer aufs Neue.

Entlang der Ostseite des Sees stehen allerdings auch einige der ältesten Fichten des Nationalparks. Mehr als 300 Jahre sollen sie alt sein, heißt es in einer Broschüre im Internet.

Die Wanderung wird mühsam. Wir steigen über Wurzeln und Felsen und kommen schließlich auf einen langen Steg, auf dem wir einen moorigen Bereich überqueren. Zwei Mountainbiker begegnen uns. Sie schwitzen, schieben ihre E-Bikes und sind überzeugt, dass sie nicht den richtigen Weg zum Radeln erwischt haben. Wir stimmen lachend zu.

 Vielleicht haben sie Badehosen dabei, geht es mir durch den Kopf. Dann könnten sie sich immerhin ein wenig Abkühlung verschaffen. Am Südende des Oderteichs gibt es sehr naturbelassene Badestellen.

 Und wir? Wir sind noch ein wenig den Kaiserweg hinauf Richtung Goetheweg gejoggt. Das geht gut. Wir hatten genug Bewegung, und während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich noch einen leichten Muskelkater in den Beinen.


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