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Gute Nachrichten aus dem Vogelhäuschen

Eine Blaumeise hängt an einem Meisenknödel, der an einem Tannenbaum angebracht ist. Der Vogel ist auf der Suche nach Futter, beobachtet aber auch die Umgebung genau..
Nach einem Krisenjahr gibt es nun wieder mehr Blaumeisen. Foto: Kai-Uwe Ruf

Vögel beobachten entschleunigt  total

Eine Amsel sitzt auf einem  Balkonkasen und pickt Futter von einem Meisenknödel.
Die Amsel kommt bei der Vogelzählung auf Platz zwei. Foto: Kai-Uwe Ruf

 Jedes Jahr lädt der Nabu zu einer großen Vogelzähl-Aktion ein: Der Stunde der Gartenvögel.

 

Wie viele Vögel gibt es in Deutschlands Gärten?

 Welche Vogelarten haben zugelegt?

 Wie geht es den Blaumeisen?

 

Das sind die Fragen, die die Naturschützer bewegen.

Vielleicht genauso wichtig und für mich ein Grund, den Selbstversuch zu machen: 

 Wie spannend ist es, Vögel zu zählen? 

  Ist das etwas für Leute, die eigentlich aktiv sind?

 

Die erste gute Nachricht: Die Blaumeisen haben sich erholt. Genauer gesagt: Das Blaumeisensterben, das der Nabu und viele Vogelfreunde vergangenes Jahr registrierten, hat offenbar ein Ende gefunden. Das ist das augenfälligste Ergebnis der großen Vogelzählaktion „Stunde der Gartenvögel“.

 Die zweite gute Nachricht und mein wichtigstes Erlebnis: Vögel zählen entschleunigt total.

 Am besten setzt man sich ganz ruhig in ein Eck im Garten, hatte Wolfenbüttels Nabu-Vorsitzende Cornelia Schilling im Vorfeld empfohlen, und so habe ich es dann auch gemacht. Ausgestattet mit Zählbogen und Kugelschreiber behielt ich das Vogelhäuschen zunächst fest im Blick.

 

Vögel zu zählen ist kein Wettkampf

 Wir haben viele Vögel im Garten, da bin ich mir ganz sicher. Wir füttern sie, und wenn ich rausschaue, sehe ich oft ein paar Spatzen. Einmal sind schon rund 20 von ihnen auf einmal auf einer Hecke in der Sonne gesessen. Auch Amseln und ein paar Meisen sind unterwegs. Aber wie viele sind es wirklich?

 Ich saß und guckte – und war schnell ein wenig enttäuscht. Gerade jetzt ist wohl besonders wenig los im Garten, dachte ich. Zwei Spatzen notierte ich auf meinem Zettel und dann noch eine Amsel - und noch eine. Oder war das die gleiche? Eine Taube flog vorüber. Ich machte einen weiteren Strich auf meinem Zettel. Dann passierte eine Weile scheinbar gar nichts. Ich wartete und beobachtete das Vogelhäuschen und den Meisenknödel, der in der Tanne hängt.

 Vögel zu zählen ist kein Wettkampf, aber trotzdem geriet ich schnell mental in eine Art Wettkampfmodus. Ich wollte möglichst viele Tiere zählen – und natürlich auch viele verschiedene Arten, nicht nur Spatzen, Kohlmeisen und Amseln.

 Dabei geht es gar nicht ums Mehr. Das wurde für mich deutlich, während ich auf meinem Gartenstuhl saß und auf regen Betrieb rund ums Vogelhäuschen hoffte. Nichts war zu tun. Es gab keinen Grund zur Eile. Der nächste Vogel wird schon kommen.  Man kann es einfach geschehen lassen. Wichtig ist es, die Natur so wahrzunehmen, wie sie ist. Entspannung statt Konkurrenzdenken. Aber darauf muss man sich erst einmal einlassen.

 Eine Stunde dauert das Vogelzählen. Ich kam nach etwa einer halben Stunde zur Ruhe. Da beobachtete ich eine Amsel, die im Gras pickte. Auf der Suche nach Würmern. "Jetzt ist die Amsel dran, nicht ich", dachte ich.

 

Auf dem ersten Platz liegen erneut die Spatzen

Zwei Kohlmeisen picken Körner aus einem Meisenknödel. Der Meisenknödel hängt an einer Tanne.
Zwei Kohlmeisen picken Körner aus einem Meisenknödel. Foto: Kai-Uwe Ruf

 33 Vögel pro Beobachtungsort hat der Nabu bei seiner Zählaktion registriert. Ich kam bei meiner Zählung auf weit weniger. Aber eine Erkenntnis nehme ich mit: Um sich vom täglichen Rekorddenken zu erholen, ist Vogelzählen eine prima Übung. Versucht das ruhig auch einmal: Eine Stunde Vögel beobachten, einfach zusehen und bewusst registrieren, was die Tiere machen. Es lohnt sich.

 Für die Vogelfreunde sind aber natürlich auch die Zahlen wichtig. Und hier sind sie: Die Blaumeise habe sich gut erholt, auch wenn es noch nicht wieder so viele Vögel dieser Art gebe wie vor dem großen Meisensterben, schreibt der Nabu auf seiner Homepage. 193.722 Blaumeisen wurden bundesweit gezählt. Das sind 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht etwa 2,2 Blaumeisen pro Garten.

 Wunderbar: Auch bei uns im Garten tummeln sich Blaumeisen. Das Vogelpaar hat in der Zwischenzeit sogar Nachwuchs bekommen.

 Rang eins in der Statistik nimmt der Haussperling (Spatz) ein. 522.804 Spatzen wurden gezählt, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Auf Platz zwei kommt die Amsel (283.437). Dann folgt die Kohlmeise (267.377).

 

Ein Bakterium setzte den Blaumeisen zu

 Dafür dass 2020 für die Blaumeisen ein Katastrophenjahr wurde, sorgte übrigens ein Bakterium. Es heißt Suttonella Ornithocola. Ein schwieriges Wort. Der Erreger wurde 1996 in Großbritannien entdeckt, schreibt Spektrum.de. Dort habe er aber nicht zu überregionalen Massensterben von Vögeln geführt.

 Seit 2018 wurde das Bakterium laut Spektrum.de in Deutschland nachgewiesen. Es habe fast ausschließlich Meisen getötet. Der Erreger führt bei den Tieren zu Lungenentzündungen. Für Menschen ist Suttonella Ornithocola laut „Garten+Haus“ ungefährlich.

 


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