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Wenn die Spatzen in der Hecke toben

Viele Spatzen sitzen auf einer Hecke in der Sonne.
Eine ganze Spatzenschar sitzt auf einer Hecke in der Sonne. Foto: Kai-Uwe Ruf

Vögelgucken - Outdoor beginnt  gleich an der Hecke

Eine Meise nimmt ein Bad. Vögel sind mit ihren Eigenarten im Garten gut zu beobachten.
Eine Meise nimmt ein Bad. Vögel sind mit ihren Eigenarten im Garten gut zu beobachten. Foto: Kai-Uwe Ruf

In der Gartenhecke ist wieder jede Menge los. Ein Spatz steckt seinen Kopf oben zwischen den Blättern hindurch, dann noch einer und noch einer. Immer mehr werden es. Einmal habe ich 23 Spatzen gezählt. Alle saßen in der Nachmittagssonne und schienen sich pudelwohl zu fühlen. Plötzlich flog einer los, und dann waren auch schon alle weg.

Outdoor ist fast immer spannend, und der Weg nach draußen muss ja nicht immer weit sein. Nicht mal um die nächste Ecke muss man. Genau genommen geht es gleich vor der Haustür los oder eben jenseits des Balkons im Garten.

 

Die große Zählaktion kommt 

Spatzen, Meisen und Amseln, das ist das Personal dem dort die Hauptrollen zukommen. Wie viele von ihnen sich zwischen den Büschen und Hecken dort zu Hause fühlen, kann ich nicht wirklich sagen, aber es müssen eine ganze Menge sein. Vielleicht sollte ich mal versuchen, sie zu zählen. Der Nabu ruft jedes Jahr zu einer "Stunde der Gartenvögel" auf. Diesmal hat er die Zählaktion für 13. bis 16. Mai angesetzt.

 

Teamplayer

Es kommt aber nicht nur auf die Menge an. Das Verhalten der Vögel ist interessant. Die Spatzen beispielsweise sind richtige Teamplayer, und einige von ihnen sind ganz schön einnehmende Typen. Manchmal hängen gleich drei von ihnen an den Meisenknödeln. Ein Vierter sitzt dann auf einem Zweig in der Nähe und hält Wacht. Von den Meisen ist dann weit und breit niemand zu sehen. Die kommen offenbar erst dann wieder zu den Knödeln, wenn es dort ruhiger ist.

Und die Amseln? Die hängen sich ohnehin nicht an Kugeln aus Fett und Körnern, wenn sie fressen wollen. Schließlich sind sie deutlich größer als Spatzen und Meisen. Bis knapp 30 Zentimeter werden sie groß. Da schaukelt es sich nicht mehr so elegant am Meisenknödel. Bei uns im Garten sind sie eher auf dem Boden unterwegs. Regenwürmer, Insekten und Schnecken fressen sie gerne, schreibt der Nabu.

 Trotzdem sagen sie auch bei Knödeln nicht "Nein". Das haben wir rausgefunden, nachdem wir einen Meisenknödel in einem Balkonkasten platziert haben. Für die Amsel ist das offenbar ein prima Angebot. Wenn sie sich unbeobachtet fühlt, kommt sie dorthin, um in Ruhe zu picken.

Der Nabu registiert ein wachsendes Interesse an Gartenvögeln

Ein Spatz freut sich über die nahrhaften Meisenknödel, die an einer Tanne hängen. Foto: Kai-Uwe Ruf
Ein Spatz freut sich über die nahrhaften Meisenknödel, die an einer Tanne hängen. Foto: Kai-Uwe Ruf

Vögelgucken ist erstaunlich populär. Rund 160.000 Menschen haben vergangenes Jahr bei der “Stunde der Gartenvögel” mitgemacht, berichtet der Nabu auf seiner Internetseite. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor gewesen.

Der Nabu sieht in dem gewachsenen Interesse an der heimischen Natur eine Reaktion auf die Corona-Krise. Außerdem hätten die Nachrichten vom Rückgang der Zahl der Blaumeisen wohl viele Menschen motiviert, selbst zu zählen.

 

Sorge um die Blaumeisen

 Und die Zahl der Blaumeisen ist offenbar deutlich zurückgegangen. Der Nabu berichtet von einem Rückgang von rund 22 Prozent. Pro Garten sind im Schnitt nur noch 1,66 Blaumeisen gesichtet worden - der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005.

Woran liegt es?

Der Nabu hat ein Bakterium in Verdacht, das bei Meisen - und offenbar nur bei Meisen Lungenentzündungen verursacht. Die gute Nachricht: Die Epidemie sei seit April 2020 deutlich abgeflacht.

Das macht umso neugieriger darauf, wie die Zahlen dieses Jahr ausfallen. Vielleicht motiviert das besonders mitzumachen und sich eine Zählkarte des Nabu zu besorgen.

Der Psycho-Faktor: Vögel beobachten beruhigt

Und dann ist da ja noch das Psycho-Thema: Beruhigt Vögel beobachten und hilft damit gegen den Corona-Frust?

Das ist zumindest wahrscheinlich. Vögel zu beobachten fördert die Zufriedenheit. Das berichtet Zeit-online und beruft sich auf eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Demnach verbessert es das Wohlbefinden, Vögeln zuzuschauen und es hilft auch, geistig und körperlich aktiv zu bleiben. Die Studie wurde mit Senioren durchgeführt, aber Vögel beobachten kann man ja auch, wenn man noch jünger ist.

Eine Amsel sitzt auf dem Rand eines Blumenkastens und pickt an einem Meisenknödel.
Auch für eine Amsel ist ein Meisenknödel - im Blumenkasten angebracht - eine Futteralternative. Foto: Kai-Uwe Ruf

Birdwatching hat eine lange Tradition

Birdwatching der Birding heißt die Vogelbeobachtung modern. Die organisierte Vogelbeobachtung hat eine lange Tradition. Ich wurde in den 80er Jahren in Großbritannien darauf aufmerksam. Damals zogen viele Briten am Wochenende los, ausgestattet mit Ferngläsern und langen Listen, in die sie eintrugen, welche Vögel sie wann, wo beobachtet hatten. Das Image: Mittelalterliche Männer mit grünem Schlapphut und Regenmantel. Aber es gibt keinen Grund zu spotten. Um seltene Arten zu sichten, nahmen sie weite Reisen auf sich.

Vom skurrilen Exotenthema ist Birding nun weit weg. Natur ist in und Vogelgucken wird zum Trendhobby. Der Nabu organisiert unter dem Begriff Birdwatch-Termine zahlreiche Veranstaltungen, bei denen man mit Experten in der Natur unterwegs ist und Kraniche, Kiebitze, Stare und andere Vögel beobachten kann. Die Fachleute kennen die besten Plätze und erklären, wie man die Vogelarten identifizieren kann.

Es gibt sogar Wettkämpfe im Vögel beobachten

Es gibt sogar eine wettkampforientierte Variante. Sie heißt Birdrace. Bei diesem Wettbewerb unter Vogelkundlern (Ornithologen) geht es darum an einem bestimmten Tag in den Grenzen eines bestimmten Landkreises möglichst viele verschiedene Vogelarten zu sichten. In Deutschland wird der Wettbewerb vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) organisiert.

Aber wir wollten ja nur einfach mal gucken, was die Vögel da draußen in der Hecke so machen. Mein Tipp: Schaut genauer hin: Es lohnt sich. In der Gartenhecke ist fast immer was los. Ich sehe wieder den Kopf eines Spatzen zwischen den Blättern auftauchen und dann noch einen und noch einen….

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