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Ausflug in die Elbauen bei Bleckede

Ein Storch landet auf einem Horst in Bleckede in den Elbauen. Ein zweiter Storch  kümmert sich in dem Nest um drei Jungvögel. Der Horst steht auf einem hohen Pfahl auf dem Gelände eines Bauernhofes.
Im Anflug: Ein Storch landet auf einem Horst in Bleckede. Der Storchenpartner kümmert sich um die drei Jungvögel im Nest. Foto: Kai-Uwe Ruf

"Fotografieren Sie störche?"

Bäume stehen am Rand einer überfluteten Wiese in den Elbauen bei Radesgast, einem dorf bei Bleckede.
Abendstimmung in den Elbauen. Foto: Kai-Uwe Ruf

Unbemerkt ist der Mann von hinten herangetreten. Vielleicht hat er mich schon eine Zeit beobachtet, wie ich mit der Kamera hantiere und mit dem Stativ, das für mich noch so ungewohnt ist. “Fotografieren Sie Störche?”, fragt er und erschreckt mich, denn ich habe niemanden erwartet.

 “Nein”, antworte ich zögerlich und mache eine große, wischende Bewegung mit dem linken Arm. “Nein. Nur die Landschaft hier, das Wasser und die Bäume und so… .” Ich stehe in den Elbauen im Gras, am Rand einer Baumgruppe, die kleine Senke vor mir ist zur Hälfte überschwemmt. Bei Bleckede, nahe Lüneburg, ist der Fluss über die Ufer getreten und hat sich im Überschwemmungsgebiet ausgebreitet. Bäume stehen im Wasser, auf den Wiesen bilden sich Teiche.

Radegast heißt ein kleines Dorf dort, ein paar Kilometer von Bleckede entfernt und nur wenige hundert Meter weit weg von da, wo ich jetzt nun stehe. Alte Bauernhäuser aus rotem Backstein und mit Reet gedeckt gibt es im Dorf und eine Kirche, deren Grundmauern bereits im 15. Jahrhundert errichtet wurden. Dort könnte ich noch ein paar Aufnahmen machen. Besonders mit dem ungewohnten Stativ sollte das für mich dort einfacher sein. Der Boden ist da nicht so krumm wie hier am Elbufer. Man kann die Kamera viel leichter ausrichten. All das geht mir durch den Kopf.

 “Wenn Sie Störche fotografieren wollen... “, sagt der Mann und unterbricht meine Gedanken: “Dort hinten sind oft welche.” Er erklärt mir den Weg: „Um das Wäldchen herum, an der Lichtung vorbei und dann rechts … .“

Die Gänse können den Störchen mächtig zusetzen

Ein altes, sehr gepflegtes Bauernhaus mit einem Reetdach steht in einem großen Garten mit vielen Bäumen und Büschen.
Alte, reetgedeckte Bauernhäuser prägen das Ortsbild von Radegast. Foto: Kai-Uwe Ruf

Vor ein paar Jahren habe ein Storchenpaar sogar in einem Nest bei ihm auf dem Haus gebrütet, erzählt er. Drei Jahre hintereinander seien die Störche gekommen. Dann seien sie ausgeblieben. Nilgänse hätten sich breit gemacht. “Die Nilgänse vertreiben die Störche “, sagt er.

 Tatsächlich finde ich später im Internet mehrere Berichte über aggressive Gänse, die Störchen das Leben schwer machen. Bereits 2013 berichtete beispielsweise der Deutsche Jagdverband darüber. Lokalteile mehrerer Tageszeitungen haben das Thema aufgegriffen.  Es geht aber offensichtlich auch konfliktfrei. Auf der Wiese in den Elbauen sehe ich zwei Gänse und einen Storch friedlich nebeneinander auf Futtersuche.

 In Radegast stehen vor mehreren Häusern Schilder, die auflisten, wann dort Störche gebrütet haben. Ab 2007 findet man für einige Jahre meist nur einen Strich und keine Zahl. Offenbar war in den Jahren danach kein Storch da.

 Seit einigen Jahren kommen aber wohl wieder mehr Störche zum Brüten und um ihre Jungen aufzuziehen. Eine Karte des Biosphärenreservats zeigt in direkter Umgebung vier Nester, die seit vier bis fünf Jahre regelmäßig besetzt waren.

 Die Elbauen zwischen Hamburg und Hitzacker sind sozusagen eine erste Adresse für Störche. Rund ein Drittel der in Niedersachsen brütenden Weißstörche ist im Sommer nahe der Elbe zu Gast. Das berichtet der Norddeutsche Rundfunk. Die Region mit den großen naturbelassenen Flächen und Feuchtwiesen hat sich zum Vogelparadies entwickelt. 150 Vogelarten sind dort heimisch. 100 Zugvogelarten sollen dort rasten.

Kirche und Pfarrwitwenhaus sind echte Hingucker

Ein großes Wagenrad aus Holz lehnt an der Backsteinmauer eines Fachwerkhauses.
Das Pfarrwitwenhaus in Radegast wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Foto: Kai-Uwe Ruf

In den kleinen Dörfern gibt es aber auch sonst einiges zu sehen – und natürlich zu fotografieren. Zum Beispiel die alte Saalkirche in Radegast, sechs Kilometer nordwestlich von Bleckede mit seinem 1759 erbauten Turm. Und das Pfarrwitwenhaus. 1674 soll es errichtet worden sein. Das Lüneburger Kirchengesetz verpflichtete die Gemeinden, kostengünstige Unterkünfte für die Pfarrwitwen bereitzustellen.

 1672 beschloss die Gemeinde, dem Gesetz nachzukommen. Nachdem das Dach gedeckt war, war die Gemeindekasse der Radegaster aber offenbar leer. Gut für die Kirchengemeinde: Der Pastor war so gesund und fit, dass das Gebäude lange nicht fertig gestellt werden musste. Er starb erst 25 Jahre später. Die Interessengemeinschaft Bauernhaus erzählt die Geschichte des Gebäudes auf ihrer Internetseite.

 Wenn man das liest, stellt man schnell fest: So romantisch wie es heute aussieht, war es früher sicher nicht. Aber jetzt ist das Haus ein tolles Foto-Motiv.

 Es steht direkt gegenüber der Kirche im Zentrum des Dorfes. Ich war gleich zweimal da.

Für die Störche komme ich nochmal in die Elbaue

Und die Störche? Ach ja. Ich habe noch welche fotografiert. Aus der Entfernung und ohne Teleobjektiv, aber immerhin. Für die Storchenfotos komme ich nochmal nach Radegast, habe ich mir vorgenommen. Ich weiß ja nun schon, wo man die Vögel am besten findet.


 Wer Vögel und Natur fotografieren will, für den sind  die Elbauen ein lohnenswertes Ziel. Es gibt aber viel mehr zu entdecken. Die Dörfer entlang der Elbe haben eine lange Geschichte. Es lohnt, sich etwas Zeit zu nehmen, genau hinzuschauen und sich unterwegs auch auf kleine Gespräche einzulassen.


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Externe Links:

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Norddeutscher Rundfunk

Interessengemeinschaft Bauernhaus

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen (Freitag, 28 Mai 2021 09:37)

    Wieder ein sehr schöner Bericht mit tollen Bildern. Ich freue mich schon auf den nächsten Artikel und nach Radegast werde ich wohl auch mal fahren.