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Die Wasserstadt Fürstenberg im Ruppiner Seenland

Bootsschuppen, und Gartenhäuschen stehen am Rand eines Flusses. Im Hintergrund sieht man Häuser der Stadt Fürstenberg und den Turm der Kirche.
Besonders schön ist Fürstenberg immer, wenn man nah am Wasser ist. Foto: Kai-Uwe Ruf

Fürstenberg beeindruckt vor allem am Wasser

Ein SChiff hat am Ufer eines flusses angelegt. Man sieht die modernen Aufbauten und ein Radargerät. Am anderen Ufer gibt es Bootsschuppen, Bäume und Schilf.
Wasser ist das prägende Element für die Stadt Fürstenberg. An der Gänsehavel liegt ein Schiff vertäut. Foto: Kai-Uwe Ruf

 Wasserwandern, Kanu fahren, mit dem Kajak paddeln, vielleicht auch radeln – dafür fährt man nach Brandenburg an die Havel. Aber nun auch noch eine Stadt besichtigen? Fürstenberg lädt dazu ein - und wirbt gleichzeitig mit dem Titel „Wasserstadt“. Wir schauen mal …

 Von einem Barockschloss habe ich gelesen, als ich den Prospekt der Tourist-Information durchgeblättert habe. Rathaus, alte Kirche, Bürgerhäuser aus dem Ende des 19. Jahrhundert. Das alles gibt es in der Innenstadt. Und am Stadtrand, vom Schloss nur durch die vielbefahrene Bundesstraße 96 getrennt, liegt auch noch ein Park. Prima. Als ich losziehe, habe ich schon einen Plan. Am Schloss soll meine Foto-Tour losgehen. Aber dann werde ich erst einmal enttäuscht. Man kann gar nicht richtig hin ans Schloss. Gleich an der Einfahrt ist der Zugang mit Gittern und Trassierband abgesperrt. Von dem alten Gebäude ist fast nichts zu sehen, und was mein Blick erhascht, sieht renovierungsbedürftig aus. So fühlt sich eine touristische Enttäuschung an.

Später lese sich auf einer Tafel im Park, dass es große Pläne für das Gebäude gibt. Ein Investor möchte ein Hotel daraus machen. Ich hätte es vorher trotzdem gerne schön fotografiert. Ging leider nicht!

Trotzdem muss man nicht meckern, sondern nur ein wenig genauer hinschauen. Es gibt Schmuckes zu entdecken in Fürstenberg. Besonders schön wirkt die Stadt immer dann, wenn man ans Wasser kommt. Und das ist leicht. Die Innenstadt ist klein und an vielen Stellen wirklich historisch. Ich merke das schon am groben Kopfsteinpflaster, dass ich oft unter meinen Füßen spüre. „Die hatten es früher nicht leicht, wenn sie unterwegs waren“, denke ich.

Das Pflaster sorgt aber für richtige Altstadt-Atmosphäre und schafft einen historischen Look – und das gefällt mir wirklich gut. In der Havelstraße stehen ein paar alte, sehr gepflegte Fischerhäuser. Fachwerk auf Felssteinfundament. Nicht weit davon entfernt errichteten die Fürstenberger zwischen 1844 und 1848 eine große protestantische Kirche. Die Tür des Gotteshauses steht offen, man kann sie besichtigen. Ich gehe rein, genieße die kühle Luft und die Ruhe, die der Innenraum ausstrahlt. Ich staune über die große, hohe Decke mit ihren leuchtenden Farben. Außer mir hat kein Tourist den Weg in die Kirche gefunden. Lediglich ein Mensch huscht schnell durch den Vorraum. Es ist offenbar ein Mitarbeiter der Kirchengemeinde.

Erinnerungen an die alte Industriezeit

Am Ufer des Flusses Havel steht ein großes Rad aus rostigem Eisen. Im Hintergrund sieht man den Fluss, Bäume und Häuser.
An der Gänsehavel erinnert ein großes eisernes Rad an ein Kraftwerk. Foto: Kai-Uwe Ruf

Draußen ist mehr los. Im Bäckerei-Café am Marktplatz sitzen an fast jedem Tisch Gäste bei Kaffee und Mittagsimbiss, und als später das griechische Restaurant nebenan öffnet, herrscht auch dort Betrieb. Mit Gyros, Souflaki und Grilltellern trifft der Wirt offensichtlich den Geschmack seiner Kunden.

Ich bummle durch den Stadtpark gegenüber vom Schloss hinunter zum Ufer des Schwedt-Sees und blicke dort auf prächtige Teichrosen. Weiter südlich, an der Gänsehavel, stand früher ein Kraftwerk. Nah kann man noch ein großes eisernes Rad bewundern, das an die alte Industriezeit erinnert. Nebenan gibt es ein Café. Von den Sitzplätzen im Freien hat man einen wunderbaren Blick auf den Fluss. Leider ist die Gastronomie geschlossen, als ich dort bin. „Personalmangel“, erklärt ein Schild, das wohl der Wirt aufgehängt hat.

Der Blick auf die Gänsehavel und gleich nebenan auf die Schleusenhavel lohnt trotzdem. Alte Villen stehen dort, Bäume, reichlich begrüntes Ufer, Stege und Bootshäuser mit gepflegten Holzwänden. So stellt man sich die Idylle einer Wasserstadt vor.

Fürstenberg hat davon einiges zu bieten. Der historische Stadtkern liegt eingebettet zwischen Röblinsee, Schwedtsee und dem kleinen Baalensee. Hausboote, kleine Motorschiffchen und Kanus sind zwischen den Seen unterwegs. Ab und an sieht man sogar eine sportliche Stand-Up-Paddlerin auf ihrem SUP.

Was mich erstaunt: Das Ruppiner Seenland ist ein Touristen-Hotspot. Und die Wasserstadt Fürstenberg gehört dazu. Der Campingplatz am Röblinsee ist gut besucht, und viele Restaurants wohl auch. Der Campingplatzbetreiber rät, dort während der Sommermonate Tische vorzubestellen, wenn man Essen gehen möchte. Und trotzdem ziehe ich die Blicke auf mich, als ich mit meiner großen Spiegelreflex-Kamera durch die Altstadt bummele, um Fotos zu machen. Offenbar sind wenig Touristen zum Sightseeing unterwegs in den Altstadt-Gässchen zwischen Tourist-Info, Kirche und Marktplatz. Mein Eindruck: Es kommen viele Feriengäste, aber die meisten sind wohl wegen der Seen und der Havel da: Wasserwandern, Kanu fahren und radeln - das treibt die Touristen hierher. Die Auseinandersetzung mit der städtischen Historie steht hinten an.

Ambitionierte Pläne für Schloss und "Hafencity"

Schön restaurierte Fachwerkhäuser stehen an einer mit grobem Pflaster versehen Straße in einer historischen Altstadt.
Die alten Fischerhäuser an der Havelstraße gehören zu den schön restaurierten Schmuckstücken in der Altstadt Fürstenbergs. Foto: Kai-Uwe Ruf

 Dabei reicht die Geschichte Fürstenbergs zurück bis ins Mittelalter. Mehrere Stadtbrände haben allerdings dafür gesorgt, dass davon nur noch wenig zu sehen ist. Viele Gebäude, die heute das Stadtbild prägen, stammen aus dem späten 19. Jahrhundert. Damals erlebte Fürstenberg einen Aufschwung. Die Stadt wurde 1877 an die Bahnlinie nach Berlin angeschlossen. Sommerfrischler und Ausflügler kamen, Hotels, Pensionen und Ausflugslokale entstanden.

 Seit dem Mauerfall 1989/90 versuchen die Fürstenberger an diese Traditionen anzuknüpfen und bekämpfen ihren städtebaulichen Sanierungsstau. Auf einem Stadtrundgang kann man sehen, wie weit sie damit bereits gekommen sind. Mancher Fassade würde ein bisschen mehr frische Farbe gut tun, und auch ein wenig mehr Grünpflanzen vor den Hauseingängen würden die an sich beschaulichen Gassen richtig schmücken.

Aber die Stadt hat trotzdem Potential. Und sie ist dabei, es zu entwickeln. Das sieht man nicht nur an den Häusern, die bereits ansprechend restauriert sind und an den ambitionierten Plänen für das barocke Schloss.

Besonders deutlich wird es an einer alten Industriebrache am Ufer des Röblinsees. Dort soll aus einem ehemaligen Kraftfuttermischwerk die Hafencity Fürstenberg entstehen. Am metallenen Absperrgitter vor dem Gelände ist bereits ein Schild angebracht, das einen Gebäudeentwurf mit vielen Wohnungen zeigt. Davor dümpeln schicke Jachten in einem kleinen Hafen. „Hafencity Fürstenberg“ steht auf dem Schild.

So weit die Vision der Investoren. Die hohen Gebäude, die in der realen Welt auf dem Gelände dahinter stehen, sehen aber noch arg mitgenommen aus. Das Glas in den Fenstern sind geborsten, die Wände sind schmutzig und wild mit bunter Graffiti verziert. Bereits 1992 sei der Betrieb dort vollkommen eingestellt worden, berichtet die Internetseite rottenplaces.de über die Anlage. 2015 sei das Areal verkauft worden. Eine Investorengruppe plane nun ein Objekt für „Freizeit, Erholung und Gewerbe“. Der „erhaltenswerte Gebäudebestand“ soll dabei gesichert und nutzbar gemacht werden.

Ich bin schon neugierig, was daraus wird. Vielleicht hat die Wasserstadt Fürstenberg ja Potenzial für ein bisschen Boomtown. Nach Berlin sind es ja nicht einmal 100 Kilometer mit dem Auto.



Wasserstadt nennt sich Fürstenberg an der Havel - und den Namen trägt es zu Recht. Die Havel, der Röblinsee, der Baalensee und der Schwedtsee machen die Attraktionen aus. Touristen kommen nicht nur mit dem Auto und dem Rad. Viele kommen mit dem Boot! Sie mit historischer Substanz zu beeindrucken ist nicht leicht. Schließlich ist Fürstenberg nicht Venedig. Trotzdem lohnt es, sich auf die Geschichte der Stadt einzulassen. Ein Altstadtrundgang ist interessant - wenn man bereit ist, beim Bummel auf Details zu achten und manchmal ein wenig über abblätternden Putz hinwegzusehen.


Interessant ist auch die Feldberger Seenlandschaft, die ganz in der Nähe liegt: Kein Geheimtipp: Die Feldberger Seenlandschaft 


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Fürstenberger Seenland.


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