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Kein Geheimtipp: Die Feldberger Seenlandschaft

eine Frau fährt mit einem SUP-Board auf einen großen See hinaus. Die Ufer sind weit entfernt und mit Bäumen und Schild bewachsen. Das Wasser des Sees ist spiegelglatt.
Auf ins Unbekannte: Der Carwitzer See lockt mit seiner Weite und seinen naturbelassenen Ufern zu Entdeckungstouren mit SUP oder Kajak. Foto: Kai-Uwe Ruf

Paddeln, radeln, Pause machen

Wasser und  Wälder prägen die Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern.  Outdoor-Fans können viel entdecken und außerhalb der Saison die Natur genießen.

Eine Skulptur aus Steinen steht am Ufer eines großen Sees. Das gegenüberliegende Ufer ist mit Bäumen bewachsen.
Die Natur lädt ein zu spielen. Unbekannte haben Skulpturen aus Stein am Ufer des Carwitzer Sees errichtet. Foto: Kai-Uwe Ruf

Wir müssen warten. Ein wenig nur, aber das gibt ausreichend Gelegenheit, sich ein wenig umzuschauen. Zwei Besucher sind vor uns dran in dem kleinen Fischgeschäft in Feldberg.

Die Feldberger lieben Fisch. Kein Wunder in den vielen Seen rund um das kleine Städtchen tummeln sich reichlich Fische. Und es gibt sogar welche, von denen habe ich bisher noch nicht einmal den Namen gehört: Zum Beispiel die Maräne. Im kleinen Fischladen liegen ein paar geräucherte Exemplare attraktiv dekoriert in einer Art Vitrine. Sie sind klein, etwa so groß wie Sprotten. Als wir dran sind, fragt Gudrun erst einmal nach. Ja, eine Spezialität aus der Region erfahren wir. Maränen lieben tiefe Seen mit kaltem Wasser. Da sind sie in der Feldberger Seenplatte gut aufgehoben. Der große Carwitzer See und der kleinere Schmale Luzin mit seinen bis zu 35 Metern Tiefe bieten dem forellenähnlichen Edelfisch ein gutes zuhause - wenn er nicht doch einem der letzten professionellen Fischer in der Region ins Netz geht.

Wir lassen uns zwei geräucherte Maränen einpacken. Und fürs Mittagessen gönnen wir uns noch eine andere Spezialität unseres kleinen Fischgeschäfts: Matjes im Fladenbrot. In Feldberg bekommt man die fischigen Leckereien wie anderswo den Döner.

Weil es gar so gut schmeckt, habe ich viel mehr über den Fisch erzählt, als ich eigentlich wollte. Wie die meisten anderen waren wir wegen der Seen gekommen. Sie sind die große Attraktion der Region im Südosten Mecklenburg-Vorpommern, haarscharf an der Grenze zu Brandenburg.

Bis kurz vor unserer kleinen Reise war ich geradezu ahnungslos in Sachen Feldberger Seenlandschaft. Beim Namen Feldberg dachte ich an den Schwarzwald. Dort ragt ein Feldberg immerhin 1493 Meter in die Höhe und den Taunus. Der dortige Feldberg bringt es immerhin auf knapp 900 Meter.

Im Sommer muss hier mächtig viel los sein

Bäume und ein Bootshaus spiegeln sich im Wasser eines großen Sees.
Idylle am See. Im klaren Wasser spiegeln sich Bootshaus und Bäume. Die Gewässer der Feldberger Seenlandschaft laden zum Entspannen ein. Foto: Kai-Uwe Ruf

Die Feldberger Seenlandschaft bringt es lediglich auf 135 Meter Höhe. Sie fasziniert aber mit ihren glasklaren Seen – und sie ist bei weitem kein Geheimtipp, auch wenn man das manchmal noch so liest. Im Sommer muss dort teils mächtig Trubel herrschen. In der kleinen Gemeinde Carwitz beispielsweise gibt es im Sommer Klagen über die vielen Touristenfahrzeuge, die dort über das Kopfsteinpflaster des historischen Ortskerns fahren. „In der Urlaubssaison fehlen Parkplätze in Carwitz“, schrieb der Nordkurier im August 2021.

 Und auch sonst scheinen die Einheimischen manchmal bis an ihre Belastungsgrenzen gehen zu müssen, wenn die Touristenströme kommen. „Endlich wird es ruhiger“, schüttete uns eine Bedienung in einem Café ihr Herz aus, während sie die Chrom-Armaturen hinter der Theke polierte. Bis vergangene Woche hätten sie zu zweit gerackert. Die Arbeit sei trotzdem kaum zu bewältigen gewesen, so viele Gäste seien gekommen. Und seien kaum hinterher gekommen, erzählt sie. Eine Kollegin hätte gleich zu Beginn der Hauptsaison die Segel gestrichen, weil der Stress zu groß geworden sei und Ersatz sei auf dem Arbeitsmarkt kaum noch zu finden.

Ich muss an ein Fischgeschäft denken, an dem wir in einem anderen Dorf vorbeigefahren sind. „Wegen Personalmangel geschlossen“, stand dort auf einem Schild im Schaufenster. Auch eine Tourismusregion stößt manchmal an ihre Grenzen, denke ich mir.

Wir waren mit unserem kleinen Campervan allerdings nach dem Ende der Sommerferien dort und haben Carwitz als ruhiges kleines Dorf erlebt. Literaturfans ist es vielleicht bekannt, weil der Schriftsteller Hans Fallada lange dort lebte. Es gibt ein Museum, das viele Hintergründe zum Leben und Schaffen des Autors von Welterfolgen wie „Wer einmal aus dem Fressnapf frisst“ und Kinderbüchern wie „Fridolin, der freche Dachs“ präsentiert. Wenn man nach Carwitz reinfährt, beeindrucken zuerst die schmucken, alten Häuschen, die rechts und links der mit historischen Kopfsteinpflaster bedeckten Hauptstraße stehen. Je weiter man kommt, desto mehr dominiert der Eindruck des Kopfsteinpflasters.

Die Seen laden zu romantischen Touren ein

Ruderboote liegen am Ufer eines Sees.
Boote gehören dazu. Fischerei ist nicht wegzudenken aus der Feldberger Seenlandschaft. Foto: Kai-Uwe Ruf

Auch wir waren wegen der Seen gekommen. Der Carwitzer See mit seinen vielen Ausbuchtungen erscheint riesig. Er ist etwas mehr als sieben Quadratkilometer groß. Kajakfahrern und Stand-up-Paddlern bietet er ein hervorragendes Revier. Anfänger wie ich sollten aber ein wenig aufpassen. Mitten auf dem See kann der Wind mächtig pusten. Dann fällt es schwer, Kurs zu halten. Üben hilft hier sehr.

Wir haben viele Kajak-Routiniers gesehen. Einige machen mehrtägige Touren, wechseln dabei von See zu See, nutzen kleine Kanäle und übernachten auf den Campingplätzen in winzigen Zelten.

 Das ist sicher romantisch - vor allem, wenn es nicht zu kalt ist und nicht regnet, und wenn man sich ausreichend mit Mückenspray versorgt hat. Zur Orientierung unterwegs gibt es Spezialkarten. Auf ihnen sind die Touren verzeichnet und auch die kleinen Kanäle, durch die man von einem See in den nächsten gelangt. Ich empfehle diese Karten gerne. Ich bin schon auf einer kleinen Halbtagestour auf dem Carwitzer See voll Freude und mit viel Schwung in eine falsche Bucht hineingepaddelt.

Wir waren aber nicht nur auf dem Wasser unterwegs. Mit dem Mountainbike sind wir zur Tour in die Wälder aufgebrochen. Wir kamen am Naturresort Kolbatzer Mühle vorbei. Wir haben über die Figur eines alten Grenzers geschmunzelt, der dort steht und den Weg von Brandenburg zurück nach Mecklenburg-Vorpommern weist. Wir kamen an der Krüseliner Mühle vorbei. Die Seeschenke wirbt dort mit vielen Leckereien – Fisch, Fleisch und Vegetarisches. Das soll alles sehr schmackhaft sein. Aber leider hatte das Restaurant geschlossen, als wir dort waren.

So haben wir etwas weiter nördlich am Waschsee unser eigenes kleines Picknick ausgepackt. Dort kann man prima auf einem kleinen Steg sitzen und ins Wasser gucken. Das ist Natur, wie ich sie gerne mag. Was man an Verpackungen fürs Picknick mitgebracht hat, sollte man aber auch wieder mitnehmen. Die Landschaft dort ist viel zu hübsch, um Müll herumliegen zu lassen.

Ich könnte noch weiter schwärmen, von der Ruhe, die man auf den weiten, sandigen Wegen durch den Wald erleben kann. Von dem Gefühl der Entspannung, dass sich einstellt, wenn man einfach unterwegs ist weitab von asphaltierten Straßen und lärmenden Autos. Das ist wirkliche Erholung im Urlaub.

Aber einen Tipp muss ich trotzdem noch loswerden. Nehmen Sie eine Karte mit, wenn Sie sich auf den Weg machen. Wir haben das nicht getan und haben gedacht: „Wir fahren einfach mal, das wird dann schon.“ Die Strecken durch den Wald sind zwar beschildert. Uns zumindest hat sich aber nicht immer erschlossen, wo genau es nun weitergeht.

Was macht das aber schon aus, wenn man im Urlaub ist und wenn man Zeit hat.

 

Ist das nun eine Empfehlung? SUP, Kajak, Mountainbike, wandern, tauchen, Vögel beobachten und fotografieren - all das kann man wunderbar machen in der Feldberger Seenlandschaft. Unterhaltung sollte man hingegen nicht erwarten. Fahren Sie hin, wenn Sie Ruhe brauchen, wenn sie Erholung in der Natur genießen wollen, wenn Sie Vögel, Fisch, Wald und Seen mögen - aber fahren Sie vielleicht nicht zur Hauptferienzeit.


Ganz ehrlich - ich brauchte drei Anläufe, als ich das erste Mal von unseren Reiseplänen erzählen wollte. Immer wieder war mir der Name der kleinen Stadt mit den vielen Seen drum herrum entfallen. Für mich war die Feldberger Seenlandschaft eine Neuentdeckung. Wir haben die Ruhe und die Natur genossen und mit vielen netten Menschen geschnackt. Auch das erlebt man nicht an jedem Urlaubsziel. Dass Feldberg und Carwitz im Sommer richtige Touristen-Hotspots sein können, habe ich erst später erfahren. Man lernt nie aus. 


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Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen (Sonntag, 10 April 2022 07:44)

    Sehr schön zu lesen und danke für die hilfreichen Tipps,