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Die Villa rustica Weilberg lädt zum Ausflug in die Römerzeit ein

Auf Hügeln wächst Wein. Es ist Herbst, das Laub an den Rebstöcken ist rotbraun gefärbt. Im Vordergrund stehen die Überreste einer römischen Villa. Mauerreste und drei antike Säiulen sind zu sehen.
Es sieht fast aus wie in der Toskana, aber die Villa rustrica Weilberg liegt am Rand des Pfälzerwaldes bei Bad Dürkheim. Für Wanderfreunde, Wein-Genießer und Geschichtsinteressierte ist sie auf alle Fälle einen Ausflug wert. Foto: Kai-Uwe Ruf

Toskana-Gefühle an der Weinstraße

Wein! Ja, ich weiß, der Wein lockt in Bad Dürkheim. Wein, Wandern und Wellness, das sind die drei Stichworte, mit denen die Stadt im Internet auf der Plattform Bing beworben wird. Uns interessiert von den drei großen W vor allem das Wandern. In Bad Dürkheim kann man das wunderbar mit einem Ausflug in die Geschichte verbinden. Ein paar Kilometer nördlich der Stadt stehen die Überreste eines alten römischen Landhauses, der „Villa rustica Weilberg“. Mehrere Wanderwege führen dorthin. Vom Parkplatz am großen Weinfass gibt es einen gut ausgeschilderten Weg. Die Runde die wir gewählt haben ist etwa acht Kilometer lang.

 Los geht’s. Im Herbst ist das Wandern dort ein echter Genuss. Es geht auf befestigten Wegen durch die Weinfelder, immer am Rand des Pfälzer Waldes entlang. Die Blätter an den Rebstöcken sind bereits rot, gelb und braun gefärbt. Die Landschaft wellt sich wie in der Toskana und die Temperaturen sind Südpfalz-typisch mild. Unterwegs sind wir nie lang allein. Immer wieder begegnen wir kleineren Gruppen, die mit Gläsern in der Hand zusammenstehen und Weine verkosten. Weinproben mitten zwischen den Reben sind offenbar der Renner.

Scharen von Staren sammeln sich über dem rot-braun gefärbten Laub der Reben auf den Hügeln bei Bad Dürkheim.
Herbststimmung im Weinberg. Scharen von Staren sammeln sich über dem rot-braun gefärbten Laub der Reben auf den Hügeln bei Bad Dürkheim. Foto: Kai-Uwe Ruf

 Lustig sind sie, und man könnte verweilen, aber wir wollen weiter zu der römischen Villa, die etwas oberhalb am Hang schon von weitem zu sehen ist. Beim Anblick der Mauerreste und der Säulen denke ich schon wieder an die Toskana und dann komme ich wirklich ins Stauen. Beim Wort Villa denke ich an ein Landhaus. Hier aber stehen die Überreste eines richtig großen Landgutes. Allein die Vorderseite des Haupthauses misst 70 Meter. Die gesamte Anlage soll 7,5 Hektar groß gewesen sein. Das sagt einem nicht gleich etwas, daher ein Vergleich: Die Fläche entspricht etwa 15 Fußballfeldern.

 Ein paar historische Fakten findet man schnell bei Wikipedia. Die Spuren der Villa reichen bis etwa 20/30 nach Christus zurück. Damals begannen die Römer mit dem Bau. Zunächst bauten sie wohl viel mit Holz, der Ausbau mit Stein begann im zweiten Jahrhundert nach Christus. Damals errichteten sie auch das riesige Haupthaus. Es war mehrstöckig und bot einen fantastischen Blick ins Tal hinab und auf die Hügel mit den Weinfeldern.

Zwischen Rasenflächen sind Grundmauern eines alten Gebäudes zu sehen. Im Hintergrund stehen Teile einer Mauer mit antiken Säulen. sind zwischen
Die Grundmauern der römischen Villa sind deutlich zu erkennen. Einige der Mauern wurden neu gesetzt, als das Freilichtmuseum errichtet wurde. Foto: Kai-Uwe Ruf

 Den Blick kann man heute noch genießen. Von der Villa sieh man nur noch einige Spuren. Es gibt Reste der Grundmauern. Nach Ausgrabungen in den Jahren nach 1981 entstand ein Freilichtmuseum. Historiker und Archäologen ließen einige Mauerteile und Säulen neu errichten, um so einen Eindruck von dem Gebäudekomplex zu bieten. Schautafeln bieten Erklärungen dazu. Man erfährt viel über die Bäderkultur der Römer, die Art, wie sie Wasser für die Heizung durch das Gebäude leiteten und kann sogar noch Überreste der Toiletten sehen. Für die Römer war der Toilettengang offensichtlich ein Gemeinschaftsereignis. Man saß dicht nebeneinander und konnte sich gut unterhalten oder sogar Geschäfte machen. Unter den Toilettenschüsseln plätscherte das Wasser.

römische Steinsärge stehen auf einem mit Gras bewachsenen Gelände. Im Hintergrund stehen ein paar Bäume.
Zu den Überresten der römischen Villa gehören auch mehrere Steinsärge. Foto: Kai-Uwe Ruf

Klar, dass sich nur superreiche Römer den Luxus dieser Villa leisten konnten. Und spätestens hier kommt wieder der Wein ins Spiel. Westlich des gigantischen Hauptgebäudes wurden die Überreste einer Kelteranlage gefunden. Dort verarbeiteten die Römer in drei Becken Trauben zu Wein. Aus den Funden der Trauben kann man sogar schließen, um welche Sorten es sich handelte. Die Herren der Villa ließen Vorläufer von Riesling, Traminer und Burgunder keltern. Keine Frage, der Wein sorgte damals wie heute für Reichtum.

 Im vierten Jahrhundert war es damit allerdings vorbei. Dann zerstörten vermutlich Germanen die Anlage.

 Wir bummeln noch ein wenig weiter, freuen uns über Feigenbäume und Pinien, denken schon wieder an die Toskana und machen uns dann auf den Rückweg durch die Weinfelder.


 Für Wein- und Römer-Fans: Die Stadt Bad Dürkheim bietet Führungen durch das Römische Weingut Weilberg. Sie sind ganzjährig buchbar. Man ist ungefähr zwei Stunden unterwegs und kann auch Weine und römische Spezialitäten probieren.

 

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